Strickdecken, Holzrahmen, Edelstahlklemmen, 2,40 x 1,50 m
Serie (offene Edition mit oder ohne Holzrahmen)
Uncomfortable Nights
In der Serie Uncomfortable Nights inszeniert Franziska Opel aufgespannte, gestrickte Tagesdecken in Holzrahmen – festgezurrt mit silbernen Edelstahlklemmen. Diese textile Strenge erzeugt eine Spannung, die sich sowohl visuell als auch konzeptuell aufdrängt: Die Decken sind weich, eigentlich dem häuslichen Komfort zugeordnet, werden hier aber in eine starre, unnachgiebige Haltung gezwängt.
Buchstaben verrutschen, brechen auseinander oder werden verschluckt (z.B. wie das “O” in „COMFORTABLE“, das sich zu einem fremden Zeichen verformt). Es entstehen nicht nur Lesestörungen, sondern Bedeutungsbrüche – etwa im mittleren Werk mit der ungewollten Lesart „UN CUM FORT ABLE“, die einen körperlichen, womöglich sexuellen Unterton andeutet und die Grenze zwischen Intimität und Irritation auslotet.
Die Serie Uncomfortable Nights spielt mit einem Paradox: Häuslichkeit wird zur Bühne emotionaler Kälte. Typografie wird zu einem Instrument der Verstörung. Die Decken wirken wie Kommunikationsflächen – sie schreien nicht, aber sie klemmen fest, verzerren, lassen Bedeutungen kippen. Besonders Gloomy Sunday* wird zum stillen Echo einer Depression: Nicht das Lied selbst erklingt, sondern seine Nachwirkung, seine Legende, seine bedrückende Textur.
*Gloomy Sunday – eine bewusste Referenz an das berühmte Lied des ungarischen Komponisten Rezső Seress aus dem Jahr 1933. Das Lied wurde unter dem Titel Szomorú Vasárnap (Ungarisch für Trauriger Sonntag) geschrieben – ein Klagelied über Tod und Verzweiflung, das schnell berüchtigt wurde: Es kursierten Gerüchte, dass zahlreiche Hörer*innen sich nach dem Hören das Leben nahmen. Die BBC verbot das Lied zeitweise, und Seress selbst beging später Suizid. Ob diese Legende ganz der Wahrheit entspricht, ist umstritten – doch die kulturelle Aufladung des Stücks als Suizidlied ist geblieben. Es kursierten Gerüchte, dass zahlreiche Hörer*innen sich nach dem Hören das Leben nahmen. Die BBC verbot das Lied zeitweise, und Seress selbst beging später Suizid. Ob diese Legende ganz der Wahrheit entspricht, ist umstritten – doch die kulturelle Aufladung des Stücks als Suizidlied ist geblieben.
In the series Uncomfortable Nights, Franziska Opel stages stretched, knitted bedspreads within wooden frames – tightly fastened with silver stainless steel clamps. This textile rigidity creates a tension that asserts itself both visually and conceptually: the blankets are soft, typically associated with domestic comfort, yet here they are forced into a rigid, unyielding posture.
Letters slip, break apart, or are swallowed (for example, the “O” in “COMFORTABLE” morphs into an unfamiliar symbol). The result is not just visual dissonance but also semantic disruption – as in the middle piece, where an unintended reading like “UN CUM FORT ABLE” emerges, suggesting a bodily, possibly sexual undertone that probes the boundary between intimacy and discomfort.
The series Uncomfortable Nights plays with a paradox: domesticity becomes a stage for emotional coldness. Typography becomes an instrument of disturbance. The blankets resemble surfaces of communication – they don’t scream, but they clamp down, distort, and tip meanings off balance. Gloomy Sunday*, in particular, becomes a quiet echo of depression: not the song itself resounds, but its after-effect, its legend, its oppressive texture.
*Gloomy Sunday – a deliberate reference to the famous song by Hungarian composer Rezső Seress from 1933. The song, originally titled Szomorú Vasárnap (Hungarian for Sad Sunday), is a lament about death and despair that quickly gained notoriety: rumors circulated that numerous listeners took their own lives after hearing it. The BBC temporarily banned the song, and Seress himself later died by suicide. Whether this legend is entirely true remains disputed – but the cultural association of the piece as a suicide song has endured.